Samstag, 18. August 2012

Es remontiert - Portlands

 
Die verregnete erste Hälfte dieses Sommers hat auch eine Lücke in die regelmäßigen Berichte über den Rosenpark gerissen. Das soll sich jetzt wieder ändern. 

Der erste Blühschub bei den öfterblühenden Historischen war nicht besonders, aber jetzt blühen die meisten wieder, ohne verregnete Blüten.

Heute möchte ich meine Portland-Rosen vorstellen, aber vorab eine Chinarose:



Catherine II
Chinarose, Laffay - vor 1826, Frankreich
Duft: 4, vorzügliches, würziges Parfum

Sie ist dauerblühend - diese Eigenschaft stammt ja von den Chinarosen und duftet herrlich. 

Ich hatte eine längere Diskussion mit Herrn Ciragan (jedmar) von HMF, denn dort stand sie als einmalblühend und die im Handel erhältliche sei vermutlich falsch. Das alles nur, weil Noisette 1826 eine Reihe von Chinarosen auflistete, die angeblich nicht remontierten, ohne Züchterangabe und jegliche Beschreibung. Nun war damals der Informationsaustausch nicht so einfach wie heute. Aber bereits 1829 kultivierte Prévost sie in seiner Rosengärtnerei und beschrieb sie als Züchtung von Laffay mit allen Charakteristika der Rose in meinem Park (Prévost, Catalogue descriptif, méthodique et raisonné...du Genre Rosier, 1829). Ich bin hellauf begeistert von Catherine II, die ich von Weingart kaufte.
Trotz nicht vorhandener moderner und schneller Kommunikationsmöglichkeiten Anfang des 19. Jahrhunderts, verkaufte man Neuzüchtungen bis an den Zarenhof - daher vermutlich die Namensgebung dieser Rose - und bis nach Rio de Janeiro.

Aber nun zu meinen Portlandrosen. Die Herkunft der Portland–Rosen ist ein wenig geheimnisvoll. Offiziell entstanden sie 1809 in Paris, aber einer Legende nach wurden sie bereits einige Jahre früher von der Herzogin von Portland nach England eingeführt. Sie soll diese Rose von einer Reise aus Italien mitgebracht haben, die sodann ihr zu Ehren ‘Duchesse of Portland’ genannt wurde.
Es war eine scharlachrote Rose mit einer zweimaligen Blüte im Sommer und Herbst, woraus geschlossen wurde, daß es sich um einen Sämling aus einer zweimal blühenden Damascena–Rose, einer Gallica–Rose und einer China–Rose handelte. Dazu gibt es von Redouté eine hervorragende Darstellung.

                               Pierre-Joseph Redouté, Les Roses, Volume I (1817) - 'Rosier de Portland'

Portland–Rosen wurden rasch sehr beliebt. Eng verwandt mit den Damascena–Rosen, erbten sie deren zweimalige Blüte und den köstlichen Duft. Die beiden anderen Rosenarten trugen den niedrigen Wuchs und die kräftigen Farben bei. Die China-Rose half ebenso beim Remontieren.
Portland–Rosen werden bis zu 1,50 m hoch. Sie tragen ihre Blütenbüschel an kurzen Stielen dicht am Laub. Die Blüten ähneln stark denen der Damascena–Rosen, haben jedoch kürzere Blütenstiele und kräftigere Farben.
Auch diese Rosengruppe war für die Rosenzucht von Bedeutung. Eine von ihnen, ‘Rose du Roi’, wurde zur Vorfahrin der reizvollen Remontant–Rosen.







Rose du Roi
Portland, 1812 - Graf Lelieur, Frankreich
Duft: 2-3, fruchtig, Zitrone
  
Der ursprüngliche und damit gültige Name ist 'Comte Lelieur', aber da sie seinem Herrn, König Louis XVIII so gut gefiel, musste Lelieur sie 1815 in 'Rose du Roi' umbenennen. Im Handel wird sie gern mit 'Rose du Roi pourpre' verwechselt.



 
 
Blanc de Vibert
Portland, 1847 - Vibert, Frankreich
Duft: folgt 
Leider hat die Blüte sich nicht entwickelt, die Rose soll etwas heikel sein.







Comte de Chambord
Portland, um 1860 - Moreau-Robert, Frankreich
Duft: 4,  starkes, würziges Parfum

Laut François Joyaux ist 'Comte de Cambord' bald nach seiner Einführung durch Moreau-Robert wieder aus dem Handel verschwunden. Die heute als 'Comte de Chambord' gehandelte Rose soll 'Madame Boll' sein. Im nächsten Jahr wird diese zum Vergleich danebenstehen. In Steinfurth sind die dort verkauften 'Comte de Chambord', 'Madame Boll' und 'Madame Knorr' identisch. 'Comte de Chambord' hat nur einen Fehler: Bei reichlich Regen bilden die dicht gefüllten Knospen nur Mumien aus. Kaum scheint die Sonne einige Tage, wird sie zur reinsten Freude!!!





 
Delambre
Portland, 1863 - Moreau-Robert, Frankreich
Duft: 4, sehr süßes Parfum, etwas Zitrone

Dieser Steckling von 2010 erfreute in diesem Jahr bereits mit einer üppigen Blüte.
  





Jacques Cartier
Portland, 1868 - Moreau-Robert, Frankreich
Duft: 4, süß, würzig, Flieder, je nach Tageszeit

Von 'Jacques Cartier' existiert ein weiß blühender Sport - anfangs zart rosa überhaucht, später reinweiß.






White Jacques Cartier
Portland, Sport von 'Jacques Cartier',
2001 gefunden von K. Pedersen, Dänemark
Duft 4, vorzügliches süßes Parfum, Zitrone 







Marbrée
Portland, 1858 - Robert-Moreau, Frankreich
Duft:  3-4, süßes Parfum, Vanille mit einem Hauch von Zitrone
 
Diese zart gesprenkelten Blüten, die sich dicht ins Laub ducken, sind meine ganz besonderen Lieblinge.







Marie de Saint Jean
Portland, 1869 - Damaizin, Frakreich
Duft: 3, süßes Parfum mit zarter Gewürznote





 
Miranda
Portland, 1869 - A. de Sansal, Frankreich
Duft: 3, liebliches Parfum mit zarter Gewürznote
 
Bei 'Miranda' sitzen die Blüten nicht ganz so tief im Laub wie bei anderen Portlands.

Inzwischen hat sich mein Verdacht bestätigt, meine 'Miranda' ist falsch, denn es ist offensichtlich eine Moosrose, die Firma Schmid, Memmingen mir verkauft hat. 

 
Die falsche 'Miranda' und


'Salet'
Sie sieht aus wie 'Salet' und ein Gespräch mit Herrn Weingart bestätigte dies. In Rosengärtnerkreisen ist dies bekannt! Nun bekomme ich im Herbst die richtige 'Miranda'.




Pergolèse
Portland, 1860 - Moreau-Robert, Frankreich
Duft:
 
Leider ist die Knospe nicht aufgegangen und eine Zweite hat sich an diesem Steckling von 2010 noch nicht gezeigt. Damit bleibt es offen, ob es sich um die angeblich verschollene Portland oder die Gallica gleichen Namens handelt.


  




Robert perpétuel
Portland, 1856 - Robert, Frankreich
Duft: 3, süßes, leicht fruchtiges Parfum






Rose de Resht
Portland, vor 1880 - alte Gartenrose, Persien
Duft: 4, starker frischer Duft, leicht nach Zitrone  

Der persische Name ist 'Gul e Reschti'.
Entdeckt wurde 'Rose de Resht' von Dr. Haussknecht, einem Botaniker aus Weimar, in der nordpersischen Stadt Resht als ‘Gul e Reschti’, gleichzeitig wohl auch von Monsieur Pissard, dem Gärtner des Schahs, der sie vermutlich nach Frankreich brachte. Seitdem kann man sie in Deutschland nachweisen, aber sie geriet in Vergessenheit. Nancy Lindsay brachte sie 1949 wieder nach Europa zurück. Im Nordiran wurde diese Rose schon seit langer Zeit zur Rosenölgewinnung verwendet. 
Einige Autoren stufen sie als Damascena bifera ein. Da sie jedoch nicht nur zweimal blüht, sondern ein Blütenschub nach dem anderen kommt, kann man den Einfluss einer China-Rose vermuten, die über die Seidenstraße nach Persien gelangt ist. 

Im nächsten Jahr sollen noch 'Celina Dubos', 'Indigo', 'Président Dutailly' sowie die von Redouté dargestellte 'Rosa portlandica' oder - wie sie auch genannt wird - 'Duchesse of Portland' hinzukommen.
 

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